Geschichten des WISL

Historie

Gründungsgeschichten

Das Wieslocher Institut (WISL) wurde 1998 von Gunthard Weber als Ausbildungsinstitut für Personen gegründet, die in medizinischen, therapeutischen und psychosozialen Praxisfeldern tätig sind.

Gunthard ist ein „Urgestein“ der Systemischen Therapie. Er war Mitglied im Institut für Familientherapie, welches Helm Stierlin 1974 gegründet hatte, außerdem Mitinitiator und -gründer sowohl der Systemischen Gesellschaft als auch der Internationalen Gesellschaft für systemische Therapie (IGST). Seit Ende der 80iger Jahre hatte sich G. Weber zunehmend für die Verbreitung und Weiterentwicklung der Aufstellungsarbeit eingesetzt. Die von ihm vertretene Auffassung, dass systemisches Denken und der Geist der Aufstellungsarbeit gar nicht so verschieden sind und dass beide Ansätze einander sogar sehr befruchten und mit ihren Fokussierungen und Vorgehensweisen gut ergänzen können, löste heftige Diskussionen und Auseinandersetzungen in der systemischen Weiterbildungslandschaft über die Zugehörigkeit der Aufstellungsarbeit zur systemischen Beratung und Therapie aus. Dies bewog ihn zur Gründung eines eigenen Instituts. Mit im WISL- Boot waren in den Anfangszeiten D. Drexler, A. Kannicht , K. Richelshagen, Rudolf Klein und Barbara Schmidt-Keller. In der Anfangszeit haben wir Fort- und Weiterbildungen mit den jeweiligen Schwerpunkten „systemisch-konstruktivistisch“ und „Systemaufstellungen“ sowie Seminare mit Familien- und Organisationsaufstellungen angeboten.

Wie ging es weiter? Einige Stationen der weiteren Entwicklung des Instituts

2009 - 2015

In diesen Jahren haben sich sowohl die systemische Beratung/Therapie als auch die Aufstellungsarbeit weiter etabliert: Im November 2018 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Psychotherapie befürwortet. Auch die Aufstellungsarbeit ist ein zunehmend anerkannter Ansatz innerhalb des systemischen Feldes, wird in unterschiedlichen Settings genutzt und wissenschaftlich erforscht. G. Weber und D. Drexler waren 2011 an einem Forschungsprojekt über die Wirkungen von Systemaufstellungen beteiligt. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt wurde vom Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. J. Schweitzer durchgeführt.

Das WISL ist sowohl Mitglied der Systemische Gesellschaft (SG), als auch der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS), die Gunthard Weber 1996 gegründet hatte. D. Drexler leitet das WISL seit 2009 gemeinsam mit ihrem Mann, R. Rämmele. Gunthard Weber blieb dem WISL weiterhin eng verbunden und engagierte sich zunächst in verschiedenen Forschungsaktivitäten und zunehmend in seinem Entwicklungshilfeprojekt „Häuser der Hoffnung“ in Bamako/Mali. Auch alle Teammitglieder blieben im Boot, und wir haben unserer Verbundenheit mit der Aufstellungsarbeit und mit der systemischen Therapie durch anspruchsvolle Fort- und Weiterbildungskonzepte mit jeweils beiden Schwerpunkten Ausdruck verliehen. Die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen beider Ansätze und ihre Kombinierbarkeit haben wir fortgesetzt und namhafte Referent*innen in diese Diskurse und in die Weiterbildungsarbeit einbezogen.

Die alltäglichen Erfahrungen und die empirische Forschung in diesen Jahren zeigten, dass zukunftsorientierte Handlungsweisen bei Fachkräften aus Psychotherapie, Beratung und Organisation am ehesten gedeihen können,

  • wenn eine Integration verschiedener wirksamer und bewährter Methoden und Denkweisen gelingt, wobei die Schnittstellen, Konvergenzen und Unterschiede deutlich bleiben und in der Diskussion differenziert werden sollen,
  • wenn innovative Konzepte und Orientierungen im Sinn einer Ganzheitlichkeit berücksichtigt und im Diskurs mit etablierten Ansätzen erfahrbar werden,
  • wenn wir mit unseren Angeboten multiprofessionelle und interdisziplinäre Foren schaffen, die einen anregenden Austausch zwischen Therapeut*innen, Ärzt*innen, Berater*innen und interessierten Laien unterstützen.

Ab 2006 (bis 2018) fanden in Zusammenarbeit mit der Akademie im Park des psychiatrischen Zentrums Wiesloch (Leitung: Daniela Spring) jährlich die Wieslocher Therapietage statt, bei denen sich Vertreter*innen verschiedener Therapie- und Beratungsrichtungen zu spezifischen Fachthemen mit den Tagungsteilnehmenden austauschten. In dieser Zeit nahmen wir zusätzlich zu den bewährten Weiterbildungen weitere Themengebiete und Fortbildungsangebote in unser Programm auf (Körpertherapie, ZRM, Zapchen, existenzielle Ansätze)

Seit 2009 ist Ulrike Reddemann Mitglied des inneren Teams. Unter ihrer Leitung werden von erfahrenen Gastdozent*innen Seminare, Fort- und Weiterbildungen zu Psychotraumatologie und Traumapädagogik angeboten, die sich im Wesentlichen an der Arbeit von Luise Reddemann (PITT) orientieren.

U. Reddemann hat diesen Themenbereich gemeinsam mit ihren Referent*innen in den letzten Jahren zu einer tragenden Säule unserer Weiterbildungsangebote ausgebaut.

2016 - 2018

2016 starten A. Kannicht, C. Hunger-Schoppe und N. Glaser erstmals zwei Grundkurse „Systemische Beratung und Therapie für Studierende und Berufseinsteiger“, um diesen Interessensgruppen einen praxisnahen Einstieg in systemisches Denken und Arbeiten zu ermöglichen. Dieses Projekt hat C. Hunger-Schoppe als Verantwortliche mit großem Engagement und Erfolg bis 2020 weitergeführt.

Unter dem Motto „WISL hilft“ bieten wir 2016 – 2018 Traumaseminare für ehrenamtliche Helfer*innen in der Arbeit mit Flüchtlingen an unter der Leitung von Absolvent*innen unserer Weiterbildungen in Traumapädagogik an.

2017 findet das Organisationsteam Unterstützung von Philipp Stavenhagen als Assistent der Geschaftsführung, der uns mit seiner Projektverantwortung für eine neue Datenbank mit großer Geduld und Professionalität in moderne Zeiten der Kundenverwaltung begleitet.

2018 beendet B. Schmidt – Keller nach über 15 Jahren ihre Lehrtätigkeit am WISL.

Wir verabschieden auch Annie Steiner, die Leiterin unseres Sekretariats, nach 20 Jahren tatkräftiger und vertrauensvoller Zusammenarbeit in den Ruhestand. Wir freuen uns, Christina Haag für die Leitung des Organisationsbüros gewonnen zu haben.

2019

G. Weber zieht sich nach 20 Jahren im WISL aus der Seminartätigkeit zurück. Das ist für uns und alle Weiterbildungs- und Seminarteilnehmende ein großer Einschnitt. Gleichzeitig ist es herzerwärmend und beispielhaft zu sehen, wie er sich nun einerseits mehr Zeit und Muße für Eigenes gönnt (was viele „dem Macher“ nicht zugetraut haben) und dennoch weiter brennt für das, was ihm am Herzen liegt.

2020

Pandemie 1 und 2

Seit Frühjahr des Jahres 2020 wurde uns allen fast „auf einen Schlag“ bewusst, was es heißt, soziale Kontakte zum Teil vollständig einzuschränken, auf selbstverständlich gewordene Gewohnheiten unseres beruflichen und privaten Alltags zu verzichten und nur noch auf Sicht planen zu können.

Gleichzeitig müssen wir fast täglich mit Entscheidungen von Seiten der Politik und Behörden rechnen, auf die wir keinen Einfluss haben – und dann darauf reagieren und mit ihnen leben.

Die Krise stellt uns innerhalb kürzester Zeit individuell und kollektiv vor nicht gekannte Herausforderungen, und auch Bildungsträger und Institute sind massiv von den Entwicklungen betroffen. Mitten in der Planung für das neue Programm mussten wir auf unbestimmte Zeit alle Veranstaltungen absagen. Seither haben wir Vieles in eine offene Zukunft verschoben (v.a. die Aufstellungsseminare) und suchen nach neuen und kreativen Möglichkeiten des Kontakts und der Lehre. Das hatte auch sein Gutes, lernten wir doch die Vorteile der von einigen von uns geschmähten digitalen Medien kennen. Es hat uns überrascht, welche ausgereiften Möglichkeiten der Wissensvermittlung mittels digitaler Medien schon verfügbar und wie erfolgreich sie einsetzbar sind. Dies gilt sogar für Aufstellungs- und andere Selbsterfahrungsformate, und wir sind im intensiven Austausch mit Kolleg*innen, die bereits online-Aufstellungen anwenden und positive Erfahrungen darüber berichten.

Im Juni 2020 begannen wir unter strikten Abstands- und Hygieneregeln wieder mit Präsenzseminaren, die nächste Welle setzte dann im Oktober 2020 ein.

WISL online?

Um es vorneweg zu sagen: Wir werden ein „Präsenzinstitut“ bleiben.

Der Schwerpunkt der von uns vermittelten Konzepte für professionelle und menschliche Entwicklung ist auf leibhaftiges Miteinander und persönliche Begegnung angewiesen. Digitale Medien werden als Bereicherung unserer bisherigen Praxis geprüft und lediglich ergänzend genutzt werden. Dies ist künftig auch bei der Zustellung des WISL-Programms der Fall: Eine Befragung aller WISL-(Fortbildungs-)besucherInnen hat ergeben, dass die große Mehrheit per Mail bzw. auf unserer Homepage über unser Programm informiert werden möchte. In den letzten Jahren haben wir die bewährten Therapie- und Beratungsangebote kontinuierlich um Verfahren und Methoden erweitert, die aus unserer Sicht ein systemisches Grundverständnis bereichern können und beraterisch/therapeutisches Wissen in Kombination mit persönlicher Erfahrung vermitteln.

In diesem Sinne wird der Begriff „Präsenzseminare“ künftig eine doppelte Bedeutung für uns haben und von besonderem Interesse für unsere Arbeit bleiben.

2021

Wir sind mit neuer Sofware gestartet

Die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsprozessen, hat auch bei uns dazu geführt, dass wir mit einer neuen Verwaltungssoftware, unsere Prozesse passgenauer und kundenorientierter abbilden. Nach einem Jahr intensiver und kniffliger Vorbereitungen, haben wir einen Launch mit neuen Datenbanken, Software und Homepage-Portal hinter uns gebracht.

Neue Leitung im Organisationsbüro

Christina Haag geht ab März 2021 in Mutterschaftsurlaub, wir begrüßen Anke Dipper als neue Mitarbeiterin, die sich in dem neuen Arbeitsbereich unter erschwerten (Pandemie-)bedingungen heldenhaft eingearbeitet hat.

Abschied von Christina Schoppe aus dem WISL- Team

Christina Hunger -Schoppe hat seit 2016 mit begeisterndem Engagement und großer Professionalität die systemischen Kurse für Student*innen und Berufseinsteiger*innen mitgestaltet und in den letzten Jahren geleitet. Seit 2018 war sie Mitglied des WISL – Teams.

In dieser Zeit war sie als Privatdozentin und akademische Mitarbeiterin an der Universität Heidelberg tätig.

2020 hat sie den Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie III, Universität Witten/Herdecke erhalten und beendet 2021 ihre Mitarbeit im WISL, um sich den neuen Herausforderungen ganz widmen zu können. Wir werden ihr Wirken im WISL vermissen und wünschen ihr ganz herzlich alles Gute!

Rolf und das WISL – Abschied aus der Geschäftsführung

"Ich kam in schon relativ hohem Lebensalter 1999 in Kontakt mit der systemischen Welt und machte mich nach vielen Jahren in der Medizinindustrie noch einmal auf den beruflichen Weg. Es folgten Fort – und Weiterbildungen in systemischer Beratung, Coaching und Konfliktmanagement, natürlich auch am Wisl. 2009 übernahm ich gemeinsam mit Diana Drexler die Leitung des Instituts und die Rolle des kaufmännischen Geschäftsführers. Es waren anstrengende, aufregende und reiche Jahre, und nun spüre ich deutlich, dass ein Wechsel ansteht. Ich möchte mich aus dem operativen Geschäft des Instituts zurückziehen, natürlich auch mit einem weinenden Auge. Im Lauf der vielen Jahre habe ich noch einmal unglaublich viel gelernt, und alte und neue Weggefährten haben mich dabei nach Leibeskräften unterstützt:

Danke, Max Geissler und Archie Wähner, Ihr habt in den Anfängen für uns eine Seminarverwaltung gebastelt, die ihrer Zeit lange voraus war! Danke liebe Wisler, die Ihr mich humorvoll und geduldig in Eure Welt und in das systemische Denken eingeführt habt! Danke Daniela Spring (Akademie im Park) für die immer unterstützende und kollegiale Zusammenarbeit! Danke Philipp Stavenhagen und Dirk Oestmann für Eure Geduld mit dem Alter! Danke Anke Dipper, die sich in kürzester Zeit so traumwandlerisch sicher in unsere Orga -Angelegenheiten eingearbeitet hat, dass mir der Abschied guten Gewissens leichter fällt! Danke den vielen Referent*innen und Seminarteilnehmer*innen, die zum Teil seit vielen Jahren dem Wisl verbunden sind!

Aus vielen beruflichen Beziehungen sind wichtige Freundschaften geworden, die sich bis heute halten. In und um Seminare herum haben wir gekocht, gegessen und getrunken und Pläne geschmiedet, und ich hoffe, dass uns noch viele solcher Begegnungen gegönnt sind – zumal ich mich fortan intensiv der Erforschung des Hefezopfs und anderer Kulinaritäten widmen möchte."

Rolf Rämmele

2022

Liebe alle,

die Ihr uns engagiert, warnend, enttäuscht, ermutigend, mitfühlend schreibt, vielen Dank dafür!

Dies veranlasst mich, Euch ebenfalls einige Überlegungen mitzuteilen, wobei ich den meisten Ausführungen für das eine und gegen das andere (aktuell geht es um 2 G+ oder 3 G+) gar nicht widersprechen, sondern nur einige Erfahrungen aus Seminarorganisationsperspektive hinzufügen möchte.

Um es vorneweg zu sagen: nicht WISL entscheidet, welche Regeln bzgl. Impfungen und Hygienemaßnahmen gelten, sondern politische Entscheider und unsere jeweiligen Vermieter/Hausherr*innen:
- Unsere Vermieterin im WISL ist das Krankenhaus. Hier gelten ab sofort 2G+ , darauf haben wir keinen Einfluss.
- bei Vermietern außerhalb gilt derzeit noch 3G+. Die Anmietung dieser Räume muss zusätzlich zu unseren festen Raumkosten im WISL erbracht werden.
- einige unserer Referent*innen haben als Vorrausetzung für ihr Präsenzseminar ebenfalls 2 G+ angegeben, unabhängig von den gerade geltenden Vorschriften von außen.

Völlig unabhängig davon, ob wir (je nach Veranstaltungsort und Referentin) 2G+ oder 3G+ Regeln ausrufen, sagen TeilnehmerInnen zum Teil ganz kurzfristig ab, jeder und jede mit jeweils guten Gründen. Wenn wir die einen zulassen, fühlen sich andere in ihren Interessen nicht berücksichtigt und umgekehrt.

„Eindeutigkeit“ und (vermeintliche) Fairness bringen bisher am ehesten Online- Seminare, auf die die meisten Institute, die wir kennen, fast komplett umgestiegen sind. Hier können auch Erkrankte oder Personen in Quarantäne teilnehmen, das Ansteckungsrisiko ist definitiv ausgeschlossen, riskante Raum- und andere Organisationsaktionen entfallen.

Aber seit Beginn der Pandemie ist uns das Wichtigste, ein Präsenzinstitut zu bleiben, in dem Beratung und Therapie mit realem Kontakt gelernt werden kann.
Dieser Idee bleiben wir treu: Wir wollen den Zwischen -Raum - konkret und metaphorisch gemeint- offen halten, in dem sich innere und äußere Realitäten treffen, aufeinander treffen, sich widersprechen oder gleichschwingen können. Ein Raum, in dem es möglich sein soll, individuelle und gesellschaftliche Missstände oder „Fehl“ -entwicklungen zu benennen und die Differenzen auszuhalten, ohne andere Positionen abzuwerten.
Deshalb versuchen wir in der Organisation der Präsenzseminare flexibel zu bleiben. Wo es vom Kontext her Spielräume gibt, entscheiden -wie auch sonst!- die jeweiligen Referent*innen, unter welchen Bedingungen sie gut arbeiten können.
Wegen Corona und dem Zug der Zeit werden manche Seminare online unterrichtet. Für manche Themen hat sich das als hervorragende Methode erwiesen, manchmal ist es eine vorübergehende Notlösung.

Flexibel zu bleiben hat einen Preis: Es gibt keine Beruhigung für alle, es gibt auf viele Fragen keine „vernünftigen“ Antworten, und trotzdem sind situativ Entscheidungen
notwendig. Gleichzeitig halte ich es für gefährlich, wenn Begegnungsräume für unterschiedliche Meinungen und Haltungen verloren gehen und wenn wir uns dem Kampf um Deutungshoheiten anschließen würden.

Für Euch Teilnehmende bedeutet das: Innerhalb des ohnehin engen Spielraums werden die Seminarbedingungen mal so und mal so und mal ganz anders sein. Es wird mal mehr nach den einen, mal eher nach den anderen gehen und wir als Veranstaltende können uns nur wünschen, dass ihr unsere Entscheidungen mittragt und euch bzgl. Eurer Teilnahme klar entscheidet – sei es für ein ja (ich melde mich an, auch wenn die Bedingungen für mich nicht ideal sind) oder nein (ich melde mich nicht an, versuche aber, gute Gründe für die Entscheidungen zu unterstellen).
Lasst uns versuchen, nicht gleich von Spaltung zu reden, wenn wir als Interessensgruppe mal nicht berücksichtigt werden können oder wenn wir unterschiedlicher Meinung sind.

Die Offenheit dieses Prozesses und die Aufrechterhaltung von Präsenzseminaren bringt uns manchmal an die Grenzen des organisatorisch Möglichen, und ohne Anke Dipper im Organisationsbüro hätten wir diese Grenzen schon öfter überschritten (Danke Anke!).

Wir bleiben zuversichtlich, dass wir gemeinsam die aktuellen, unterschiedlichen Strömungen aushalten und weiterhin versöhnend und integrierend miteinander umgehen, wie der Teilnehmer in einem Seminar, der zu einer Kollegin sagte: „Ich bin Impfarzt, du willst Dich nicht impfen lassen. Lass uns Freunde bleiben.“

Diana Drexler
01. Februar 2022

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Wir trauern um Jochen Schweitzer

Am 31.10.2022 ist Prof. Dr. Jochen Schweitzer nach längerer Krankheit viel zu früh gestorben.

Jochen Scheitzer war einer meiner ersten systemischen Ausbilder. Im September hatte ich ihm noch geschrieben, dass seit einiger Zeit im Zusammenhang mit jahresendzeitlichwen Aufräumereien immer wieder Erinnerungen auftauchten, die mit ihm und meiner Ausbildung zur systemischen Therapeutin bei ihm (in den frühen 90igern des letzten Jahrtausends) zu tun hatten. Beim Stöbern in alten Unterlagen saß ich schmunzelnd und ein wenig wehmütig vor einem Stapel Mitschriften aus den Seminaren bei Jochen. Ich habe diese zusammen mit von ihm handgeschriebenen und kopierten Arbeitsblättern bis heute aufgehoben, weil ich beim Durchschauen in all den Jahren immer noch was damit anfangen konnte und wichtige Erfahrungen damit verband. Nach den ersten Ausbildungsjahre im Kontext damaliger Verhaltenstherapie und in „klassisch“ arbeitenden psychiatrischen Institutionen muteten seine wunderbar „verrückt“ anmutenden Vorschläge für eine soziale Psychiatrie und seine kreativen Interventionen inklusiv Sprechchören und tönenden Skulpturen aufregend, geradezu revolutionär und für alle Beteiligten Mut machend an.

Nach der Ausbildung nahm ich die Abzweigung weg von Heidelberg und schloss mich Gunthard Weber und dem neu gegründeten WISL an. Wir hatten nicht mehr viel miteinander „zu tun“ und blieben doch immer in gutem Kontakt. Als der Streit um die Aufstellungsarbeit in der systemischen Community hohe Wellen schlug, blieb Jochen in den zum Teil persönlich und heftig geführten Auseinandersetzungen wohltuend gelassen, vermittelnd und wertschätzend.

Angesichts seiner begnadeten Fähigkeit und Bereitschaft, vielfältige Positionen verstehen und vermitteln zu wollen, wundert es nicht , dass er 2014 neben zahlreichen wissenschaftlichen Projekten in unterschiedlichsten Feldern zusammen mit J. Weinhold und C. Hunger-Schoppe eine RCT-Studie zum Familienstellen umgesetzt hat (Dreierlei Wirksamkeit - Die Heidelberger Studie zu Systemaufstellungen), wofür ihm auch das Feld der Aufsteller*innen zutiefst dankbar sein kann.

Die systemische Welt hat einen fachlich und menschlich Großen verloren. Ich bin dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte.

Diana Drexler